Adrian Kerschgens, BFDler im Bezirk Süd, blickt auf ein halbes Jahr zurück:

Als ich meinen Bundesfreiwilligendienst antrat war ich sehr neugierig und voller Erwartungen, wie sich mein Jahr anfühlen würde. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Durch ein freundliches Team wurde ich super in die Bereiche der Kinder und Jugendarbeit sowie Küster- und Gemeindearbeit eingearbeitet. Gerade die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen macht mir sehr großen Spaß und ich hatte 3 sehr schöne, erste Monate.
Dann kam die große Umstrukturierung durch den Lockdown Ende November. Wir mussten die Offene Tür schließen.
Aber natürlich geben wir deshalb nicht auf! Egal wie schwer es fällt in so einer Zeit mit Gewohntem zu brechen, so fängt doch Jugend und Gemeindearbeit doch eigentlich erst da an: Die Menschen dort zu erreichen wo man eigentlich nicht so leicht hinkommt.

Und so überlegten wir nicht lange und sahen uns nach Alternativen um. Wir versuchten einiges, um so viele Kinder wie möglich zu erreichen. Mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg. Aus dem Wunsch keinen der Kinder und Jugendlichen zu verlieren, entschieden wir uns in Kontakt zu bleiben, und zwar mit unseren eigen OT- Päckchen für zu Hause. Mit kleinen, kreativen Ideen und geistigen Herausforderungen, schönen Aufmerksamkeiten und Leckereien gefüllten Umschlägen, ging es dann für mich durch die Nachbarschaft, von Tür zu Tür. Wir wollten unseren Stammbesucher*innen zeigen: „Wir sind noch da! Wir haben euch nicht vergessen und ihr uns hoffentlich auch noch nicht.“ So waren meine Aufgaben ganz unterschiedlich: Einkaufen, Backen, Recherchieren, Ideen ausdenken, Briefe schreiben und natürlich packen und verteilen.
Mit anderen Gruppen blieben wir darüber hinaus online über Zoom in Kontakt. Wohl das wichtigste Tool in dieser Zeit. Aber auch hier ist aller Anfang schwer. Der Homeschooling Alltag der Kids ist von Videocalls geprägt. Wir mussten ihnen erst einmal vermitteln, dass wir auch digital eine entspannte Zeit haben können. Durch tolle Spiele und kreative Ideen, z.B. über Zoom zusammen backen, ist auch das machbar geworden.

Schwerer getroffen hat es da eher die Gemeindearbeit, rund um das Thema Konfirmation. Das Ziel in einer Gruppe zueinander zu finden, mit Spiel, Spaß und Gemeinschafft etwas über Religion, Freiheit, Gott und das Leben zu erfahren, litt sehr unter der Corona Situation.  Auch über Zoom erkannten wir, dass die Konfirmandenarbeit (in Süd) eher einen zu großen „Lehrgeschmack“ abbekam. Und so sind wir immer noch sehr zwiegespalten wie es dort nun weiter geht.

Auch die Aufgaben rund ums Haus werden weniger, sobald das vielfältige Gemeindeleben mit Gruppen, Veranstaltungen und Projekten zum Stillstand kommt. Klar bei schönem Wetter gibt es Draußen genug Kleinigkeiten und große Vorhaben, die getan werden müssen. Aber bei Wind und Regen, stimmt mir wohl jeder zu, dass diese keinen großen Spaß machen.
Daher war ich froh über jede alternative Aufgabe im Trockenen. Jetzt hat man Zeit Dinge zu erledigen, die schon seit Monaten rum liegen.
Im Bezirk Mitte habe ich bei den Renovierungsarbeiten der Jugendräume geholfen. Streichen, verschönern, dekorieren, auch das war eine neue Erfahrung für mich. Es macht Spaß die Ergebnisse zu sehen bei denen man selbst mitgeholfen hat.

Ich habe mir eigentlich alles etwas anders vorgestellt, da bin ich ehrlich. Jeder würde sich am liebsten diese Zeit und Umstände wegwüschen. Umso mehr wissen wir dadurch wie wichtig es ist in dieser Zeit durchzuhalten. Wir alle müssen verzichten und einstecken. Der eine in seinem BfD, der andere auf seiner Arbeit oder in der Schule.
Doch wir dürfen nicht vergessen wer das größte Leid davon trägt: Es sind unsere Kinder und Jugendlichen, die jeden Tag auf ein wenig Normalität und Freiheit verzichten müssen. Und aus diesem Gedanken heraus wollen wir so gut wie möglich weiter für Kinder und Jugendliche da sein. Denn wir sind da und haben euch nicht vergessen!
Text: Adrian Kerschgens
Foto: Mohana Möller

Mein Bundesfreiwilligendienst in Corona-Zeiten