Luther 2017 – 500 Jahre Reformation
Auf dem Weg der „Lutherdekade“ zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahre 2017

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Reformation und Musik

Luther 2017 – 500 Jahre Reformation

Auf dem Weg der „Lutherdekade“ zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahre 2017 besinnt sich die evangelische Kirche in diesem Jahr besonders auf ihre musikalischen Wurzeln. Besser gesagt: auf die Musik als wichtigen Antriebsmotor und Vermittler der evangelischen Lehre von Anfang an. Nach Themenjahren mit den gut protestantischen Schwerpunkten Bekenntnis, Bildung oder Freiheit steht das Jahr 2012 unter dem Motto „Reformation und Musik“.

Was in unserer wie in unzähligen weiteren Gemeinden der Rheinischen Kirche am 29. Januar mit einem im Sinne des Wortes durchkomponierten Gottesdienst unter dem Motto „S!NGEN“ begonnen hat, zieht seitdem weite Kreise: Vielerorts finden besondere Projekte zur Musik statt; mitunter kommt es auch zu einer Neubesinnung auf die Funktion von Musik für die Theologie und das Leben in der Gemeinde.

Den Gottesdienst in die Landessprache zu holen und die versammelte Gemeinde aktiv an seiner Feier zu beteiligen, war ein erklärtes Ziel der Reformation. Wo bis dahin etwa zum Einzug der Geistlichkeit eine Schola den Eingangspsalm psalmodiert hatte, sollte nach Auffassung der Reformatoren ab sofort die Versammlung evangelischer Christenmenschen selbst aktiv werden. Martin Luther z.B., von dem knapp 40 selbst gedichtete und zum Teil auch komponierte Lieder überliefert sind, hat an seiner eigenen, auch theologisch begründeten Liebe zur „Frau Musica“ nie einen Zweifel gelassen und sogar manches Loblied auf die Musik gesungen. Denn: „Deus praedicavit evangelium etiam per musicam / Gott verkündigt das Evangelium auch durch die Musik“ – und zwar nach evangelischer Auffassung in unseren Breitengraden eben am besten in deutscher Sprache und von den Gläubigen selbst gesungen!

Dem umfangreichen Liedschaffen fast aller Reformatoren – darunter Protestlieder wie Psalmengesänge, Trotz- und Trostlieder – ist ein wesentlicher Anteil am Erfolg der reformatorischen Bewegung zuzuschreiben. Denn nichts anderes vermochte die evangelische Sicht auf das Christentum so gut in die Herzen und Häuser der Menschen zu tragen als das volkssprachliche Kirchenlied.
Evangelische Gottesdienste – auch, nein: gerade bei uns in Beuel – leben bis heute besonders von und mit der Kirchenmusik. Aber nicht nur Orgel und Klavier, Sänger- und Posaunenchöre sollen musizieren, sondern jeder einzelne Christenmensch! Denn vor allem durch den Gemeindegesang kommt zur Geltung, dass unsere Gottesdienste nicht vom Pfarrer oder von der Pfarrerin gehalten, sondern von der ganzen Gemeinde gefeiert werden. Zudem vertieft das gemeinsame Singen das gesprochene und gehörte Wort – weshalb wir es gar nicht hoch genug schätzen können!
Christian Verwold

Bild: Lucas Cranach d. Ä. (Werkstatt),
Öl auf Holz, 1528, © Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt