„Bitte was? Quasimodo–wer?“ Quasimodogeniti, hinter diesem altertümlichen Wort verbirgt sich ein lateinisches Zitat.

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Zu den Hintergründen der Sonntagsnamen

„Herzlich willkommen zum Gottesdienst an diesem Sonntag Quasimodogeniti!“ –

„Bitte was? Quasimodo-wer?“ Quasimodogeniti, hinter diesem altertümlichen Wort verbirgt sich ein lateinisches Zitat aus dem ersten Petrusbrief: „Wie die neugeborenen Kindlein seid begierig nach der vernünftigen, lauteren Milch.“ (1. Petrus 2,2) Und damit ist dieser Beiname des ersten Sonntags nach Ostern ein Überbleibsel aus früheren Zeiten, in denen der genannte Bibelvers den Psalm zu Beginn des Gottesdienstes gerahmt hatte. Bis heute allerdings erinnert uns dieser Tag an die neue Geburt („wie die neugeborenen Kindlein“), die uns durch die Taufe geschenkt ist, und an das damit verbundene neue Leben in Christus. Auch die alten lateinischen Namen haben auf die eine oder andere Weise etwas mit den Themen der Sonntage zu tun.

Wer genau hinschaut oder besser gesagt -hört, wird feststellen, dass auch in der evangelischen Tradition, die sich mit der Reformation von vielen Begriffen und anderen alten Gepflogenheiten verabschiedet hatte, glücklicherweise noch manches Erbe unserer Väter und Mütter erhalten geblieben ist. Es lohnt sich auf Spurensuche zu gehen! Das kirchliche Jahr besteht eben nicht nur aus den bekannten Festtagen und -zeiten wie Advent und Weihnachten, Passion und Ostern; vielmehr stecken gerade hinter den klassischen Benennungen mancher Sonn- und Festtage (vor allem der ersten Hälfte des Kirchenjahres) viele Geschichtchen und Geschichten, die uns etwas vom Glauben erzählen.

Ab sofort wollen wir Ihnen an dieser Stelle die Sonntagsnamen (wieder) ins Gedächtnis rufen und einige Hintergründe, die in ihren Namen zu finden sind, ans Licht bringen. Aktuell befinden wir uns in der „Trinitatiszeit“. Nach dem eigentlichen Trinitatis-Sonntag, der das Geheimnis der Dreieinigkeit bzw. Dreifaltigkeit Gottes zum Thema hat (von lateinisch trinitas/Dreiheit, gemeint sind die drei göttlichen „Personen“ Vater, Sohn und Heiliger Geist), zählt der liturgische Kalender die sich anschließenden Sonntage bis kurz vor Ende des Kirchenjahres ganz unspektakulär als Sonntage „nach Trinitatis“. Je nach Ostertermin – dieser liegt traditionell auf dem ersten Sonntag nach Frühlingsvollmond und kann demnach zwischen dem 22. März und dem 25. April zu stehen kommen – können das bis zu 24 sein.

Was dem einen zur Orientierung dient, mag die andere vielleicht eher verwirren. Jedenfalls kann die Verortung im Kirchenjahr all denjenigen hilfreich sein, die sich etwa mithilfe des Liturgischen Kalenders, der auch in unserem Ev. Gesangbuch (EG) zu finden ist, auf den Gottesdienst vorbereiten wollen. Denn neben dem Namen des Sonntags und dem Wochenspruch sowie der Nennung der aktuellen Kirchenjahresfarbe sind dort auch die Textstellen der Predigttexte sowie das jeweilige Wochenlied sowie der Wochenpsalm angegeben (vgl. EG 1005, ab Seite 1477).

Pfarrer Christian Verwold